Warum beginne ich mit Wartezeiten? Wir wollen doch reisen, nicht warten. Wartezeiten erscheinen uns wie Aufenthalte in der Wüste – doch irgendwann auf dem Weg durch die Wüste kommen wir zu Oasen. Je länger der Weg zur Oase desto dankbarer sind wir dort anzukommen. Ich musste tatsächlich auf vieles im Leben lange warten. So musste ich auf meinen Sohn sehr lange warten – ich war bei seiner Geburt bereits 40 Jahre alt. Das war wie bei Hanna in der Bibel, die auf Samuel unendlich lange warten und damit auf die Probe ihres Glaubens gestellt wurde. Als ich meinen Sohn bekam musste auch ich ihn wie Hanna nach ein paar Jahren wieder hergeben. Ich musste mich von ihm trennen, ihn bei seinem Vater lassen, das nächste lang ersehnte Ziel zu erreichen: Endlich einen Weggefährten, der mich mit Gottes Segen heiratet und dann mit mir durch‘s Leben geht. Ihn lernte ich kennen, als ich bereits 53 Jahre alt war an dem Tag, als ich wieder in die Kirche eintrat – am selben Tag lernten wir uns kennen. Lange Wartezeiten machen dankbar und lassen uns schätzen, was wir haben. So, wie bei der Ankunft in der Oase nach einer langen Wüstenwanderung.
Text von Annegret Schepp

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